Das Projekt wurde zuerst an der Carl-Kraemer-Realschule in Hilchenbach vorgestellt. Bei Schulhofbesuchen wurde ein Infostand aufgebaut sowie Flyer und Sticker zum Thema „LGBTQIA+“ verteilt. Zusätzlich gab es eine Tour durch die Klassenzimmer, um das Projekt zu präsentieren. Weiherhin wurden Kontakte zu Beratungsstellen wie dem „andersROOM“ Siegen und dem Jugendtreff „Puzzles“ geknüpft. In den Sommerferien wurde eine Social-Media Präsenz auf Instagram aufgebaut und das Projektlogo mit dem „Dino“ gestaltet.

YOUbeYOU auf Instagram

Auf Instagram wurden während des „Pridemonth“ Juni informative Storyposts erstellt, um auf das Projekt und das Thema aufmerksam zu machen. Im Rahmen dieser Arbeit konnte sich das Projekt auch überregional vernetzen und bereits austauschen.
In Kooperation mit dem Jugendtreff Hilchenbach und dem andersROOM Siegen fanden in den Sommerferien zwei Treffen statt, um einen Einstieg in das Projekt zu bekommen. Dazu wurden Mädchen* zum Spielen, Quatschen und Grillen eingeladen, die zuvor in der Schule Interesse gezeigt hatten. Leider kamen keine eingeladenen Mädchen* vorbei. So blieb es zunächst beim kollegialen Austausch der Kooperationspartner.
Das Fernbleiben hatte Gründe, wie das Team später erfahren hat, die hier nicht weiter aufge-führt werden. Über eine Jugendfreizeit, an der einige queere Mädchen* teilgenommen haben und dem Beziehungsaufbau zu zwei Honorarkräften konnte dann endlich Mitte August 2022 Vertrauen (wieder)gewonnen und aufgebaut werden.

Ab August 2022 wurde eine regelmäßige, wöchentliche Treffpunktzeit für das Projekt „YOUbeYOU“ eingerichtet, die außerhalb von den regulären Jugendtreffzeiten stattfinden konnte. Immer montags von 15:00 bis 18:30 Uhr waren die Türen für die Zielgruppe geöffnet. Von anfangs zwei Mädchen* wuchs die Gruppe auf sechs bis acht Mädchen* im Alter von 12 bis 17 Jahren an. In der Projektzeit fanden verschiedene Workshops und Ausflüge statt, um die Gemeinschaft zu fördern und das Vertrauen zu festigen. Die gemeinsamen Aktionen wurden jeweils gemeinsam nach den Interessen der Mädchen* geplant.

Während der Projektzeit wurde die Gruppe mit einer politischen Realität konfrontiert, an die zu Beginn keiner gedacht hatte. Die rechtsextreme Kleinstpartei der „Dritte Weg“ eröffnete in Hilchenbach ein Parteibüro im Frühjahr 2022 und nahm durch die bloße Präsenz, Einfluss auf das gesellschaftliche Leben und auch auf jugendliche Lebenswelten. Im Stadtbild tauchten plötzlich vermehrt homophobe und rassistische Schmierereien und Beleidigungen auf. Besonders am Bahnhof in Hilchenbach konnte man fast wöchentlich neue Graffitis finden. Als Höhepunkt kündigte der „Dritte Weg“ am 3. September 2022 den „Tag der Heimatreue“ mit einem Demomarsch durch Hilchenbach an.
Diese Ereignisse stellten im Projekt einiges auf den Kopf und so wurden die Workshops eher politisch. Spontan wurde zum Beispiel ein Banner für eine Gegendemonstration am 3. Sep-tember 2022 erstellt, welches selbstbewusst durch die Hilchenbacher Straßen getragen wurde. Zusätzlich gab es kreative Workshops am Bahnhof, um die homophoben Sprüche durch viel bunte Farbe zu übermalen. Aus diesem Grund wurde auch der Medienworkshop gegen einen Streetart-Workshop getauscht. Gemeinsam mit einer Siegener Künstlerin der Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein wurden sogenannte „Paste-up-Collagen“ erstellt, die künftig spontan am Bahnhof über queerfeindliche Sprüche geklebt werden können.
Ein Highlight des Projektes war ein Ausflug mit Übernachtung in Köln und Besuch des quee-ren Jugendzentrums „anyway“. Die Gruppe war zwar mit der Offenheit und der Vielfalt der Einrichtung teilweise überfordert, aber trotzdem konnten die Mädchen* einen Eindruck be-kommen, wie ein queeres Zentrum in der Stadt läuft. Einige Mädchen* waren vorher noch nie in einer großen Stadt. Vorher gab es noch Teambuilding in einem kooperativen Escape-Room. Diese Maßnahmen, die vorher so nicht geplant waren, waren aber enorm wichtig, um Beziehungen aufzubauen und vertrauensvolle Gespräche zu ermöglichen.

Ein weiterer Ausflug der Gruppe ging nach Siegen in den „Puzzles Treff“, wo die Mädchen einen „Safer Space“ kennenlernen konnten. Zum Abschluss des Projektes gab es eine kleine Weihnachtsfeier und die Gruppe beteiligte sich in klirrender Kälte beim „Lebendigen Advent-kalender“, einer Aktion des Hilchenbacher Bündnis für Toleranz und Zivilcourage. Dort zeigte man Flagge in einer Adventshütte für die LGTBQI+ Community und verteilte kostenlose, selbstgemachte Buttons.

Dieses Projekt wurde durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans des Landes Nordrhein-Westfalen und dem PUSH e.V. gefördert.